This post presents Tristan und Isolde as captured live at the Bayreuth Festival in the summer of 1966 and issued on Deutsche Grammophon in the classic multi-LP configuration. The present edition is sourced from the original vinyl plates and has undergone a restrained digital remastering by Simon Gros, undertaken not to modernize the sound but to clarify textures, stabilize the frequency spectrum, and subtly reduce surface noise while preserving the character, spatial depth, and dynamic contours of the analogue recording.
The performance belongs to the New Bayreuth era: staged by Wieland Wagner, whose psychologically concentrated, symbolically pared-back approach aimed to strip away picturesque naturalism in favor of the drama’s inner temperatures—desire, dread, and metaphysical suspension. Heard in the Bayreuth Festspielhaus, the sound world is shaped by Wagner’s covered orchestra pit (his “mystic gulf”), a design intended to blend orchestral color into a continuous acoustic “breath” beneath the stage action, with distinctive consequences for balance, depth, and perceived distance—features that remain audible and intact in this carefully treated transfer.
Karl Böhm’s conducting—often described as urgent, unsentimental, and structurally lucid—drives the score with forward momentum while keeping Wagner’s long harmonic suspensions alive, from the opening Prelude through the Act II nocturnal expanse and into the fevered fragmentation of Act III. Contemporary discographies and later critical guides repeatedly single out the combination of Bayreuth’s forces with Böhm’s tension and pacing as a benchmark reading, not least for how the orchestral surge can feel simultaneously oceanic and sharply articulated, qualities that benefit from the improved transparency of the remaster without sacrificing weight.
The cast is a principal reason the set’s reputation has endured: Birgit Nilsson’s Isolde couples laser-bright projection with an unflagging dramatic line; Wolfgang Windgassen’s Tristan is intensely text-driven, especially in the hallucinated narrative arcs of Act III; Christa Ludwig’s Brangäne brings dark-grained warmth and immediacy, with her warnings floating hauntingly over the orchestral shimmer; Eberhard Wächter’s Kurwenal is firm and humanly direct; and Martti Talvela’s König Marke lends gravity without heaviness. The supporting roles—Claude Heater (Melot), Peter Schreier (young sailor), Erwin Wohlfahrt (shepherd), and Gerd Nienstedt (steersman)—round out the Bayreuth ensemble, with Wilhelm Pitz preparing the festival chorus.
SEITE 1: [27’20]
VORSPIEL
ERSTER AUFZUG
Zur See auf dem Deck von Tristans Schiff während der Ueberfahrt von Irland nach Cornwall.
Erster Auftritt
Isolde, Brangäne, Seemann.
Stimme eines jungen Seemanns
Westwärts
schweift der Blick:
ostwärts
streicht das Schiff.
Frisch weht der Wind
der Heimat zu:
mein irisch Kind,
wo weilest du?
Sind’s deiner Seufzer Wehen,
die mir die Segel blähen?
Wehe, wehe, du Wind!
Weh, ach wehe, mein Kind!
Irische Maid,
du wilde, minnige Maid!
Isolde
(jäh auffahrend)
Wer wagt mich zu höhnen?
(Sie blickt verstört um sich.)
Brangäne, du?
Sag – wo sind wir?
Brangäne
Blaue Streifen
stiegen im Osten auf;
sanft und schnell
segelt das Schiff:
auf ruhiger See vor Abend
erreichen wir sicher das Land.
Isolde
Welches Land?
Brangäne
Kornwalls grünen Strand.
Isolde
Nimmermehr!
Nicht heut’ noch morgen!
Brangäne
(eilt bestürzt zu Isolde)
Was hör’ ich? Herrin! Ha!
Isolde
(wild vor sich hin)
Entartet Geschlecht!
Unwert der Ahnen!
Wohin, Mutter,
vergabst du die Macht,
über Meer und Sturm zu gebieten?
O zahme Kunst
der Zauberin,
die nur Balsamtränke noch braut!
Erwache mir wieder,
kühne Gewalt;
herauf aus dem Busen,
wo du dich bargst!
Hört meinen Willen,
zagende Winde!
Heran zu Kampf
und Wettergetös’!
Zu tobender Stürme
wütendem Wirbel!
Treibt aus dem Schlaf
dies träumende Meer,
weckt aus dem Grund
seine grollende Gier!
Zeigt ihm die Beute,
die ich ihm biete!
Zerschlag es dies trotzige Schiff,
des zerschellten Trümmer verschling’s!
Und was auf ihm lebt,
den wehenden Atem,
den laß ich euch Winden zum Lohn!
Brangäne
(im äußersten Schreck, um Isolde sich bemühend)
O weh!
Ach! Ach
des Übels, das ich geahnt!
Isolde! Herrin!
Teures Herz!
Was bargst du mir so lang?
Nicht eine Träne
weintest du Vater und Mutter;
kaum einen Gruß
den Bleibenden botest du.
Von der Heimat scheidend
kalt und stumm,
bleich und schweigend
auf der Fahrt;
ohne Nahrung,
ohne Schlaf;
starr und elend,
wild verstört:
wie ertrug ich,
so dich sehend,
nichts dir mehr zu sein,
fremd vor dir zu stehn?
O, nun melde,
was dich müht!
Sage, künde,
was dich quält!
Herrin Isolde,
trauteste Holde!
Soll sie wert sich dir wähnen,
vertraue nun Brangänen!
Isolde
Luft! Luft!
Mir erstickt das Herz!
Öffne! Öffne dort weit!
(Brangäne zieht eilig die Vorhänge in der Mitte auseinander.)
Zweiter Auftritt
Die Vorigen, Tristan, Kurwenal, Schiffsvolk, Ritter und Knappen.
Stimme des jungen Seemanns
Frisch weht der Wind
der Heimat zu:
mein irisch Kind,
wo weilest du?
Sind’s deiner Seufzer Wehen,
die mir die Segel blähen?
Wehe, wehe, du Wind!
Weh, ach wehe, mein Kind!
Isolde
(deren Blicke sogleich Tristan fand und starr auf ihn geheftet blieb, dumpf für sich)
Mir erkoren,
mir verloren,
hehr und heil,
kühn und feig!
Todgeweihtes Haupt!
Todgeweihtes Herz!
(Zu Brangäne, unheimlich lachend.)
Was hältst du von dem Knechte?
Brangäne
(ihrem Blicke folgend)
Wen meinst du?
Isolde
Dort den Helden,
der meinem Blick
den seinen birgt,
in Scham und Scheue
abwärts schaut.
Sag, wie dünkt er dich?
Brangäne
Frägst du nach Tristan,
teure Frau,
dem Wunder aller Reiche,
dem hochgepriesnen Mann,
dem Helden ohne Gleiche,
des Ruhmes Hort und Bann?
Isolde
(sie verhöhnend)
Der zagend vor dem Streiche
sich flüchtet, wo er kann,
weil eine Braut er als Leiche
für seinen Herrn gewann!
Dünkt es dich dunkel,
mein Gedicht?
Frag ihn denn selbst,
den freien Mann,
ob mir zu nahen er wagt?
Der Ehren Gruß
und zücht’ge Acht
vergibt der Herrin
der zage Held,
daß ihr Blick ihn nur nicht erreiche,
den Helden ohne Gleiche!
O, er weiß
wohl, warum!
Zu dem Stolzen geh,
meld ihm der Herrin Wort:
Meinem Dienst bereit,
schleunig soll er mir nahn.
Brangäne
Soll ich ihn bitten,
dich zu grüßen?
Isolde
Befehlen ließ
dem Eigenholde
Furcht der Herrin
ich, Isolde!
(Auf dieses geheimnisvolle Wort erschreckt sich Brangäne und schreitet verschämt dem Deck entlang dem Steuerbord zu.)
Kurwenal
(der Brangäne kommen sieht, zupft, ohne sich zu erheben, Tristan am Gewande)
Hab acht, Tristan!
Botschaft von Isolde.
Tristan
(auffahrend)
Was ist? Isolde? –
(Er steht schnell, als Brangäne vor ihm anlangt und sich verneigt.)
Von meiner Herrin?
Ihr gehorsam
was zu hören
meldet höfisch
mir die traute Magd?
Brangäne
Mein Herre Tristan,
Euch zu sehn
wünscht Isolde,
meine Frau.
Tristan
Grämt sie die lange Fahrt,
die geht zu End’;
eh noch die Sonne sinkt,
sind wir am Land.
Was meine Frau mir befehle,
treulich sei’s erfüllt.
Brangäne
So mög’ Herr Tristan
zu ihr gehn:
das ist der Herrin Will’.
Tristan
Wo dort die grünen Fluren
dem Blick noch blau sich färben,
harrt mein König
meiner Frau:
zu ihm sie zu geleiten,
bald nah’ ich mich der Lichten;
keinem gönnt’ ich
diese Gunst.
Brangäne
Mein Herre Tristan,
höre wohl:
deine Dienste
will die Frau,
daß du selbst ihr nahest
dort, wo sie deiner harrt.
Tristan
Auf jeder Stelle,
wo ich steh’,
getreulich dien’ ich ihr,
der Frauen höchster Ehr’;
ließ’ ich das Steuer
jetzt zur Stund’,
wie lenkt’ ich sicher den Kiel
zu König Markes Land?
Brangäne
Tristan, mein Herre!
Was höhnst du mich?
Dünkt dich nicht deutlich
die tör’ge Magd,
hör’ meiner Herrin Wort!
So, hieß sie, sollt’ ich sagen:
Befehlen ließ
dem Eigenholde
Furcht der Herrin
sie, Isolde.
…
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